Der Mann, der dem Piemont den Rücken kehren wollte, bis er diese Hände sah
Ein Barbera zu 7,90 EUR die Flasche. Zwischen den einzelnen Vekostungen werden kleine „italienische Häppchen“ vom Küchenmeister und Mitarbeitern der Schule serviert. Und immer wieder Anekdoten aus Lochars Wein- und anderen Welten. Sicherlich könnte er unendliche Abende damit füllen.
„Ich bin kein Weinkenner! Ich kenne nur zwei Personen, die das von sich behaupten könnten.“ Er nennt einen bekannten, in Deutschland lebenden französischen Sommelier sowie einen weiteren. „Diese Menschen probieren den Wein und sagen, was es ist. Das kann ich nicht!“
Auch wenn er das nicht so zu können vermag, sei angemerkt, dass sogar gestandene Sommelier-Weltmeister bei solch einer Aufgabe oft schon daneben lagen. Und das ist auch keine Blamage! Dass Lochar allerdings einen guten von einem schlechten Wein unterscheiden kann, steht außer Frage.
Und das ist es doch schließlich auch, worauf es ankommt. Und es ist auch gut so, dass Ulrich Lochar sich nicht als „Horror-Weinkenner-Stereotyp“ der Sommeliers entpuppt, die ab und an in wohlgenährter Statur und dunklem, goldbeknöpften Zweireiher aufkreuzen, sich als Weinkenner outen und sodann den großen Zampano vor ihren Begleiterinnen markieren.
Natürlich durchschauen erfahrene Weinkellner diese Blender und sehen routiniert über deren Anmaßung hinweg. Lochar wirkt dagegen ehrlich und souverän, ohne großes Gehabe. Er bringt es ohne große Umschweife auf den Punkt. Schließlich kamen die Gäste an diesem Abend, um Weine zu probieren und nicht, um weinakademischen Vorträgen beizuwohnen. Entspannt und noch immer mit großem Interesse lauschen sie Lochars Ausführungen.
Und nun kommt Marcos großer Auftritt. Er bedankt sich für den Abend in seiner Muttersprache, Lochar übersetzt sinngemäß. Alsdann verschwindet Marco und rollt nach wenigen Minuten die gestapelten Weinkartons in den Saal. Natürlich hat er seine Weine direkt aus dem Piemont mitgebracht. Die Leute tragen ihre wirklich preisgünstigen Kartons mit und bezahlen – in bar natürlich. Den Rest des Weines wird Marco noch weiter nördlich verkaufen und Ulrich Lochar zwei weitere Weinabende bei Hamm für Marco durchführen, die seine Tochter mit ihrem Mann organisiert haben.