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Italien

05.September 2011

Der Mann, der dem Piemont den Rücken kehren wollte, bis er diese Hände sah

Von: Christoph Hofmaier

Kein freier Platz ist zu sehen! An jedem Tisch sitzen ca. ein Dutzend Personen und erheben ihr Glas. Einzig in der Mitte des Saales flitzt ein energiegeladener Mann auf und ab, geht hierhin und dorthin. Gespannt lauschen die Gäste seinen Ausführungen.

Ulrich Lochar, Marco Savigliano

Ulrich Lochar, Marco Savigliano

Als hätte er stets nichts anderes in seinem Leben getan, trägt der umtriebige Mann mit dem Weinglas in der Hand routiniert eine Anekdote nach der anderen zu jedem der an diesem Abend ausgeschenkten piemonteser Weine vor.

Anscheinend ebenfalls mit großem Interesse werden dessen Ausführungen von einem Mann ganz hinten im Saal verfolgt. Klar, dass ein Mann, der sein ganzes Berufsleben mit Weinen zu tun hatte, mit unzähligen Geschichten zu diesem Thema aufwarten kann. Der Mann ist schließlich Fachlehrer an der Landesberufsschule für das Hotel- und Gaststättengewerbe in Villingen.

Ok, na und? Ist ja wohl kein Wunder, dass ein Mann von der Landesberufsschule, ein Mann vom Fach also, wie aus dem Nähkästchen über jegliche Weine dieser Welt plaudern kann, denkt sich da der Leser.
Interessant wird es allerdings, wenn man etwas über den Ursprung dieser abendlichen Veranstaltung erfährt.

Wie kam es dazu, dass ein Lehrer der Berufsschule in Villingen, der nicht mehr als ein Dutzend italienische Wörter kennt und ein aus dem italienischen Weinanbaugebiet Piemont angereister Winzer -. Marco Savigliano, der Mann im Saalende – der vielleicht 5 deutsche Wörter kennt, diesen Abend miteinander verbringen?

Der Reihe nach. Als Ulrich Lochar 1996 auf der damals noch in Frankfurt ausgetragenen Weinmesse Prowein den piemonteser Messestand erreicht, trifft er auf zwei "qualmende Frauen des Standpersonals, die gähnende Langeweile verbreiten. Da hat es mir schon gereicht", erzählt Lochar und schlägt seine Hand an die Stirn. Sofort möchte er wieder umkehren. Doch dann erspäht er Hände, die wohl nur einem zupackenden Winzer gehören können.

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