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Frankreich - Anbaugebiete - Roussillon

Fête vendanges 2004

 "Papi" und die kinderleichte Weinlese.

Bei der "Fête vendanges" lesen die Schüler die Trauben ihres Weinbergs, den sie das ganze Jahr betreut haben. Am Nachmittag feiern die Winzerfamilien mit ihren Gästen am Strand. [Eindrücke]

Papi Francis

Banyuls. Es rumpelt. Soeben überholt mich der Lieferwagen von "Papi Francis", der nach wenigen Metern zum Stehen kommt. Fünf Bottiche, vollgepackt mit roten Trauben, wuchtet er von der Ladefläche. Sollte ich die für heute angekündigte Weinlese etwa verpasst haben?

"Non, non", antwortet "Papi Francis", einen schweren Bottich auf seiner Schulter balancierend. Die Trauben wurden zum größten Teil schon einige Tage zuvor gelesen, nur einige für die Kinder an den Stöcken belassen. Für die Kinder? Kinderarbeit in französischen Weinbergen? Spätestens jetzt stellen sich dem nicht eingeweihten und per Zufall in diesen Weinberg verschlagenen Feriengast einige zu klärende Fragen. Doch diesen Feriengast sucht man an diesem Tag vergebens. Ist es doch der Tag des Jahres, der Höhepunkt für alle Schüler, die sich das ganze Jahr über um die Reben dieses Weinbergs gekümmert haben!

"Jungwinzer"

Und warum hat die Hauptlese bereits früher stattgefunden? Der Grund dafür sei der, so "Papi", dass die Kinder die Trauben unter der Aufsicht ihres jeweiligen "Papis" abschneiden sollen. Die Verletzungsgefahr durch eine unachtsame Handhabung der scharfen Rebscheren sei andernfalls viel zu groß.

Und was ist nun eigentlich ein "Papi"? Ein "Papi" betreut jeweils eine Gruppe von Schülern eines Jahrgangs über ein ganzes Jahr hinweg und führt mit ihnen alle erforderlichen Arbeitsmaßnahmen im Weinberg durch. 

Die Weinbautradition wird so auf die nächste, nein, übernächste Generation weiter gegeben, handelt es sich bei den "Papis" doch zumeist um auf diesem Gebiet erfahrene Pensionäre. Nach und nach treffen weitere "Papis" ein, bauen Grills und Tische auf.

"Kinderkarawane" trifft ein
verdiente Siesta

Musik aus der Ferne! Plötzlich marschiert sie ein. Eine Kinderkarawane, die mich sofort an Hameln erinnert, nur dass diese nicht von einem Flötenspieler, sondern einer ganzen Musikertruppe angeführt wird.

Auch scheinen die Musikanten mit ihren orientalisch anklingenden Weisen eher mich als die Kinder zu verzaubern. Diese Musiker könnten die Hofmusikanten von Pippi Langstrumpf sein. Fantastisch!

Nachdem die Mulis "eingeparkt" sind und noch eine Siesta genießen dürfen, bereiten sich die Kinder auf ihren ersten Auftritt vor. Paarweise sagen sie ihre Sprüchlein zu den einzelnen Rebarbeiten des vergangenen Jahres auf.

 

Statt ihre in der rechten Hand befindliche Fahne bedeutsam vor dem Publikum zu schwenken, lässt ein Mädchen diese sternschnuppenartig durch die Luft sausen, sagt ihr Sprüchlein auf und tritt sogleich in die zweite Reihe zurück. Geschafft! Endlich fertig!

Rauch zieht vom Grill herüber. Während in ganz Nordeuropa Regen niederprasselt, genieße ich die Oktobersonne unter dem blauen Himmel des Roussillons.

Falsche Zeit, falscher Ort...

Inmitten der losgelassenen "Menschenmeute" entdecke ich unter einem Rebstock einen armen Frosch, der sich wahrlich zum falschen Zeitpunkt am falschen Ort aufhält. Sein Schicksal werden wir wohl nie erfahren. Ich hoffe nur, dass er diesen Tag überlebt hat.

 

Plötzlich werden meine Sonnenträume unterbrochen. Es ist so weit! Wie ausgefuchste Galamenüprofis auf ihre Appetithäppchen, stürzen sich nun die "Zwergwinzer" auf ihre Rebstöcke, umringt von Eltern, Tanten, Großtanten, Großvätern oder Großmüttern - auch von zahlreichen Pressevertretern und Familienfotografen. Viele Fotos werden später mehr Fotografen als Trauben aufweisen.

Tatsächlich wird jedes Kind aufmerksam von seinem "Papi" beobachtet und angeleitet. Nach nur einer Viertelstunde stehe ich auf einer traubenfreien Zone.

Neben dem anfangs stechenden Grillrauch nehme ich nun auch angenehmere Düfte wahr - Gebratenes und Gewürzkräuter. Nicht nur bei mir stellt sich Hunger ein. Auf langen Theken, die mit allerlei Spezialitäten des Roussillon beladen sind, fehlt es natürlich nicht an Weiß- Rosé- und Rotweinen dieser Anbauregion.

Traubensaft?
Wie denkt er darüber?

Am Rande des Trubels, an einem beschatteten Plätzchen, lassen sich die Kinder den Rebensaft aus einer Karaffe in den Hals strömen. Ob es sich bei diesem Saft um Traubensaft oder Wein handelte, habe ich nie erfahren.

Der anschließenden Traubenpressung mit den Füßen kann ich leider nicht beiwohnen, da ich mich nun auf den Weg zum Strand machen muss, um ein weiteres Spektakel zu erleben, das Weinfest der Winzer am Strand von Banyuls!

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