Deutschland - Archiv 2004

Sempre Maggiore

Von Vincent Klink

Vincent Klink

<FONT color="#ff0000">ITAL<FONT color="#000000">OM</FONT></FONT><FONT color="#00cc00">ANIA</FONT>

 

<FONT color="#ff0000">Die Türe </FONT>kracht auf: <FONT color="#009900">"Buona serrra"</FONT> kräht ein Deutscher Hühne in quietschiger Laune. "Come stai", wo du komme gewese, so langge, kontert der Wirt aus seiner behaarten Brust, der vierzig Jahre hart am germanischen Kunden arbeitend, mit Deutschsprak radebrecht, daß es knackt wie Radio Vatican auf Kurzwelle. Der Unterschied ist, der Italiener will nicht richtig Deutsch lernen, der Deutsche bemüht sich sehr, kriegts aber ums verrecken nicht gebacken. "Uno prosecco per vavore!" belfert der Germanicus.

 

Kaum sitzt er, hat mit seiner Bestellung um Antipasti, Vino und un poco di pane, sein linguistisches Pulver verschossen, saublöd um die Gunst des Wirts gebuhlt und im ganzen Saal seine vermeintliche Kennerschaft verbreitet.

 

Die italienischen Wirte finden das ja alle etwas kindisch, sind es selbst aber auch genug, um sich auf heitere Deutsche mit hüpfender Laune einzustellen. Die Politiker mögen sich streiten, aber der Pizzabäcker und der Teutone können nicht von einanderlassen. Was man sich unter italienischer Küche vorzustellen hat? Über die Jahre hat sich Mangiare auf einen kleinsten gemeinsamen Nenner dividiert.

 

Es gibt Caprese, also Tomate mit Mozzarella, permanent und über alle Saisonen hinweg. Basilikum kommt von der holländischen Sonnenbank und die Spaghetti glibbern weich und deutschfreundlich auf dem Teller, als wären sie vorverdaut.

 

Originale, italienische Küche soll es in Deutschland zwar immer wieder geben. Tja, man muß sie nur finden, denn es sind stille Orte. Dort wird nicht Italoschnickschnack alla Caprese oder Pizzaiola auf die Teller gedengelt. Die italienische Küche ist von einer Vielfalt, die uns leider kaum noch ein Italienerkoch mehr näher bringen will. Ihr Ehrgeiz hat sich über die Jahre an unseren Gewohnheiten verschlissen.

Ja, es gibt nicht nur Pasta. Auf der ganzen Welt schwärmt man für mediterrane Küche des kastrierten Lifestyles. Mediterrane Küche bedeutet aber auch Fegato, Trippa und weitere Variationen über Innereien. Beispielsweise werden Aale nirgendwo so verehrt wie in Italien. Igitt ächzt der Modegourmet: "Per favore un pino gritscho, aber bitte al dente!"

 

Nun muß ich wohl rausrücken, wie ich es mache. Versuchen Sie es auch mal: Solides Deutsch an die Adresse des Patrone wird ihn dahingehend läutern, daß er Sie nicht wie einen Touristen, bzw. Volltrottel behandelt.

 

Vincent Klink, Wielandshoehe.de

Photo: © Hofmaier.com