Schweiz - Mémoire des Vins Suisses

Vorbemerkung - Memoire des Vins Suisses

Im Memoire des Vins Suisses sind maximal dreißig Schweizer Weine aus möglichst vielen unterschiedlichen Rebsorten und aus möglichst allen bedeutenden Anbaugebieten der Schweiz vertreten. Es sind nicht zwangsläufig die besten Schweizer Weine – wer wollte es wagen, eine solche Bestenliste für hieb- und stichfest zu erklären und zu verantworten? —, aber es sind allesamt außergewöhnliche, bemerkenswerte Gewächse, denen von der Gruppe K3 zugetraut wird, ihre Sorte und ihr Terroir möglichst original zu repräsentieren.

Das Memoire des Vins Suisses ist ein Langzeitprojekt und kein kurzatmiges und kurzfristiges Marketing- und Promotionsinstrument. Die Mitglieder des Memoire des Vins Suisses wollen nicht primär die vorteilhafte Präsentation des eigenen Weins betreiben, sondern sich als Teil einer kleinen Bibliothek des Schweizer Weins verstehen, die mit zunehmender Jahrgangstiefe dem einzelnen Etikett wie der ganzen Sammlung unverwechselbares Profil verschafft.

 

Was will das Memoire des Vins Suisses?

Das Memoire des Vins Suisses will die Idee des herkunftstypischen Weins fördern. Über mehrere Jahrgänge hinweg sollte bei den einzelnen Weinen eine Kohärenz feststellbar sein. Das Zauberwort – oder ist es eine Schimäre? – "Terroir" muss fassbar werden. Terroir verstanden als ein Produkt, das aus der Summe seiner Bestandteile – der Traubensorte, dem Einfluss von Boden, Exposition und Mesoklima sowie dem Geschick des Winzers und Weinmachers — besondere, organoleptisch feststellbare Eigenschaften entwickelt. Der Wein als Antwort auf den Ort, wo er herkommt.

Das Memoire des Vins Suisses ist damit zum einen ein Instrument des Widerstands gegen die weltweit grassierenden Designerweine, die am Ende des Weges auf den Punkt der Uniformierung und Nivellierung, der Banalität und Gleichgültigkeit hinzielen und beispielsweise den Schweizer Weinbau mit seinen teuren Herstellungskosten ins Abseits stellen.

Zum andern fördert das Memoire des Vins Suisses das Ansehen des Schweizer Weins – im Inland und vor allem im Ausland. Denn machen wir uns nichts vor: Der Schweizer Wein ist im Ausland nahezu unbekannt. Er besitzt kein Image – und wenn überhaupt, dann jenes des harmlosen Fondueweins.

Wie könnte das anspruchsvolle und ehrgeizige Ziel erreicht werden?

Hier kommt die K3 ins Spiel. Am Anfang steht die Degustation, die genaue "Lektüre" des Weins. Und dann dessen Beschreibung und Interpretation. Die Methode sollte sich analytischer wie ästhetischer Kriterien bedienen. Parallel dazu werden Informationen zum Terroir und zur Vinifikationsmethode gesammelt – unerlässlich ein kluger Fragebogen –, die sich dann allmählich

verfeinern und verdichten. Mit der wachsenden Zahl der Jahrgänge wird das angehäufte Material reichhaltiger, werden die Eindrücke vielfältiger und können mit der Zeit zu einer Biografie jedes einzelnen Weins verwoben werden.

Die Produzenten verschreiben sich der Aufrichtigkeit und Geradlinigkeit. Sie wollen mit offenen Karten spielen. Übertriebene Interventionen im Rebberg wie im Keller durchkreuzen die Idee des Memoire des Vins Suisses, bringen Unschärfen und Unstimmigkeiten ins Bild des eigenen Weins. Ja, Reduktion und Minimalisierung dieser Eingriffe bringen vermutlich den spezifischen

Typus besser zur Geltung. Wesentliche Veränderungen in der Herstellung des Weins von einem Jahr zum andern – Herkunft der Trauben, Sortenzusammensetzung, tiefgreifender Stilwechsel im Keller – werden deshalb im Interesse eines möglichst präzisen Resultats kommuniziert.

Konkret: 2005 – von den meisten Weinen liegen dann bereits drei Jahrgänge vor – macht sich die K3 an die degustative, analysierende, beschreibende Arbeit. Wünschenswert wäre an sich, wenn die Autoren der jeweiligen Weine, sprich die Produzenten, bei der Untersuchung anwesend wären. Auftauchende Fragen können so umgehend beantwortet werden.

Am Schluss des Jahres soll ein Newsletter von den Resultaten berichten. Allmählich kommt dann jeder Wein zu seiner Geschichte.

August 2004, MK

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