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ProWein 2005

Mehr Klasse statt Masse

von Michael Giesen

ProWein 2005

Düsseldorf. Mehr Klasse statt Masse bei den Besuchern - das könnte eine der guten Botschaften von der ProWein sein, die am 8.3.05 nach drei Tagen ihre Pforten geschlossen hat. Von Seiten der Messeleitung wurde jedenfalls mit Nachdruck darauf geachtet, dass keine Trittbrettfahrer sich unter die Fachbesucher mischten. In den Vorjahren war diese Tendenz ziemlich auffällig geworden. Und die deutschen Winzer ziehen eine positive Bilanz: Der leichtere und fruchtbetontere Jahrgang 2004 sei prima bei der Fachkundschaft angekommen.

 

Auffallend war die Publikumszurückhaltung an den französischen Messeständen, wenngleich die gesonderte Verkostung der Bordelaiser Grand Crus in den Rheinhallen außerordentlich gut besucht war. Freilich: große geschmackliche Überraschungen wurden nicht geboten. Saint Émilion und Médoc, beispielsweise, gaben eine gute Visitenkarte ab. Aber irgendwie hing in der Luft, dass man im Bordeaux derzeit mit größeren Absatzproblemen zu kämpfen hat, einige Renommier-Chateaus vielleicht ausgenommen, die in der Liste zwar auftauchten, bei der Verkostung aber erst gar nicht präsent waren.

 

Dass es anderswo mittlerweile Qualitäten gibt, die denen aus dem traditionsreichen Anbaugebiet in Qualität, Geschmack und möglicherweise auch Lagerfähigkeit kaum nahestehen, konnte erfahren, wer sich einigen Tessiner Rotweinen probierend näherte. Den Schweizern war sogar das Thema "Schokolade und Wein" eine eigene Veranstaltung wert. Weinberater Thomas Gromann einen 2002er "Crescendo" der Domain de Chantegrive auf eine weniger bittere Praline treffen. Ergebnis: Schokolade und Wein verstärkten einander geschmacklich - weder herb, noch agressiv. Anders beim "Bernecker Bär". Der von einem 70-jährigen Winzer gekelterte Blauburgunder tanzte ein geschmackliches Duett mit der dann doch schon recht bitteren und kakaohaltigeren Schokolade.

 

Was die autochthonen Rebsorten angeht, kann Portugal mit der Schweiz mehr als mithalten. Bei einer Verkostung der portugiesischen Rebsorte Tourriga Nacional kamen ebenfalls Schokoladetöne ins Spiel. Sommelier Hendrik Thoma, einem größeren Publikum bekannt durch das "Kochduell" beim TV-Sender Vox, führte seine Zuhörer mit dieser Rebsorte quer durch die Anbaugebiete Portugals - wachsam und wohlwollend beäugt von Portugals Botschafter in Berlin, Joao de Vallera, der sich sehr für die - anders als in den USA und England - in Deutschland noch unterbewerteten Tropfen aus dem Westzipfel der iberischen Halbinsel im Verlauf der Messe stark einsetzte.

 

Zum ersten Mal vertreten in Düsseldorf: Wein aus Brasilien. Bislang wurde in dem südamerikanischen Land portugiesischer Sprache eher sehr Mittelmäßiges produziert. Auf der ProWein wurde es deutlich: Das Land hat aufgeholt. In Anbau, Ausbau und Technik ist einiges investiert worden. Etwa im Fall der Firma Salton aus Bento Goncalves im Staate Rio Grande do Sul. Bis auf den Riesling, der an Finesse nicht mit seinen Geschwistern aus Deutschland mithalten kann, am ehesten noch mit denen aus Baden, durchweg international konkurrenzfähige Tropfen. Ähnliches gilt für die Rotweine. Kein Wunder: der Kellermeister heißt Angel Mendoca und ist vom bekannten argentinischen Weinhersteller Trapiche zu Salton gewechselt.

 

Importeuer dieser Weine aus Brasilien, das auch mit einem kleinen Gemeinschaftsstand aufwartete, ist eine Hamburger Handelsgesellschaft. Und die hatte noch eine zweite Überraschung in petto: excellente Weine aus Mexico. Eine wahre Entdeckung auf dieser Messe, die Weine aus Baja California! Wer weiß schon hierzulande, dass der Weinbau in Mexico aus dem Jahre 1524 datiert. Lange lag er brach, jetzt wird ihm wieder Leben eingeflöst. Auf ganz wunderbare Art - zum Beispiel - von der Bodega L.A.Cetto. Auch hier sind - wie im Falle von Salton - die Nachkommen italienischer Einwanderer am Werke.

 

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