ProWein 2005

Stehen passionierte Weingenießer vor einer Revolution?

von Michael Giesen

Rowald Hepp

Düsseldorf.  Ausgerechnet eines der ältesten - wenn nicht das älteste - Weingut Deutschlands, Schloss Vollrads im Rheingau nämlich, hat jetzt endgültig damit begonnen, alte Zöpfe abzuschneiden. Das Team um Gutsdirektor Dr. Rowald Hepp hat sich entschlossen, dem Naturkorken den Kampf anzusagen.

 

Die einfacheren Weine des traditionsreichen Gutes werden schon seit geraumer Zeit per Schraubverschluss von der "Außenwelt" abgeschottet. Jetzt werden auch die Top-Qualitäten nicht mehr mit Kork verschlossen. Das heißt: eine Hälfte der Produktion bekommt noch den Kork-Pfropfen, die andere den aus Glas. Und das nur, um auch dem traditionsbewussten Kunden das Althergebrachte noch zu bieten. Ginge es nach Kellermeister Ralph Herke, würde man auf Schloss Vollrads ausschließlich auf Schraub- und Glasverschluss zurückgreifen.

Alcoa-Glasverschluss

Und eigentlich würde, das hat man in der Forschungsanstalt Geisenheim heraus gefunden, für alle Qualitäten der Schraubverschluss genügen. Doch dem Kunden will man eine solch "billige" Verschlussmethode für die Top-Weinqualitäten nicht zumuten.

 

Nicht nur Premiumwinzer wie Bernd Philippi in Kallstadt klagen schon seit Jahren über die Zunahme von Korkschmeckern auch und gerade bei ihren besten Gewächsen. Den Angaben von Dr. Rowald Hepp zufolge machen korkige Weine bei Schloss Vollrads etwa ein bis zwei Prozent der Jahresproduktion, also mindestens 5000 Flaschen, aus. Zuviel, sagt Dr. Hepp. "Wir gehen sehr stark von der Maschinenarbeit zur Handarbeit zurück.

 

Die Arbeitskosten steigen von Jahr zu Jahr", sagt der Gutsleiter, der den Betrieb nach dem tragischen Freitod von Erwein Graf Matuschka-Greiffenclau sukzessive aus einer schwierigen Schieflage wieder auf die Erfolgsschiene zurück geführt hat. Da könne man es sich nicht leisten, den Wein nach der Abfüllung völlig aus der eigenen Einflussnahme zu entlassen. Stein des Anstoßes sind für Hepp nicht nur die auffälligen Korkschmecker, sondern auch andere, weniger deutlich zu bemerkende Veränderungen, die der Wein unter Einfluss des Naturkorkens nehmen kann.

 

Hundertprozentige Gasdichtigkeit zeichnet den Glaskorken, den "Vino-Lok", aus. Für den Hersteller, die in Worms ansässige Alcoa Closure Systems International, ist der Glaskorken auch eine ästhetisch gelungene Lösung. Auf ihr Patent und die glasklaren Vorteile ihrer Entwicklung lassen die Wormser nichts kommen. Zumal sie während der ProWein in Düsseldorf jetzt mit dem "Ei des Kolumbus", ebenfalls aus Glas, der Stiftung Innovation ausgezeichnet wurden. Seit Beginn des Jahres hat Alcoa CSI Europe nach eigenen Angaben bereits 120 Neukunden dazugewonnen. Und auf seine Vorstellung des "Vino-Lok" in Japan, berichtet Hepp, habe er eine überwältigende Resonanz erhalten.

 

Schloss Vollrads ist übrigens nicht der einzige Weinproduzent innerhalb der renommierten Prädikatsweingüter Deutschlands (VDP), der Erfahrungen mit dem Glasverschluss gesammelt hat. Auch bekannte Güter wie Schloss Reinhartshausen setzen vermehrt auf dieses Produkt mit Zukunft.

 

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