Frankreich - Anbaugebiete - Roussillon

Geschichte des Roussillons - Wein-Magier Arnau de Vilanova

Seit dem 7. Jahrhundert vor Christi werden im idealen Klima Roussillons Reben angebaut. Schon im Mittelalter hatten die Weine des katalanischen Frankreichs einen festen Platz an den Tafeln vieler Königshäuser und heute präsentiert die Region eine beeindruckende Bandbreite sinnlicher Rebensäfte, die vom mediterranen Weißwein über die fruchtig-körperreichen Roten bis hin zu komplexen Süßweinen reicht.

Und wie jede traditionsreiche Region, so hat auch das Roussillon eine Figur von historischen Ausmaßen hervorgebracht: Den medizinischen Wein-Magier Arnau de Vilanova (oder auch "Arnaud de Villeneuve").

Geboren 1240, studierte Vilanova Medizin in Paris, durchstreifte anschließend gut zwanzig Jahre als einfacher Landarzt Italien und Deutschland und zählte am Ende gar drei Ppste und drei Könige zu seinen Patienten. Wie viele andere umtriebige Männer seiner Zeit huldigte er der Astronomie und der zeremoniellen Magie.

Vilanova schrieb sogar Traktate über die Bedeutung der Alchimie; und während er einerseits behauptete, jeder könne sein Leben mit dem Einreiben von Wurzelkräutern um mehrere Jahrzehnte verlängern, verkündete er gleichzeitig, das Ende der Welt würde für das 14. Jahrhundert anstehen.

Lass ab von der Theologie...

Arnau de Vilanova

Sein weiteres Leben liest sich wie das Drehbuch für einen Geschichtsthriller à la Hollywood mit Mel Gibson in der Hauptrolle: Vilanova brüskierte als Mann des Volkes Kirchenfürsten und Könige mit sozialreformerischen Ideen und forderte mehr Krankenhäuser und Sozialeinrichtungen für die Armen.

Nachdem er frech behauptet hatte, seine Ideen zur Reform von Staat und Gesellschaft von Christus persönlich empfangen zu haben, wurden seine Bücher kurzerhand von der Inquisition verboten und öffentlich auf den Straßen von Paris verbrannt. Dann passierte etwas höchst Merkwürdiges: Als auf dem Höhepunkt der Auseinandersetzung der Papst schwer krank wurde, konnte ihn keiner seiner Leibärzte erfolgreich behandeln. Prompt wurde Vilanova gerufen. Mit Erfolg: Papst Clement wurde schnell gesund, widerrief den Bann und erteilte Vilanova den gutgemeinten Ratschlag: "Lass ab von der Theologie und beschäftige dich nur noch mit der Medizin; dann wirst du ein angesehener Mann werden."

Gesagt, getan: Vilanova stellte seine medizinischen Ratschläge und Theorien in "Regimen sanitatis ad regem ragonum" zusammen, einem Versbuch, das es im weiteren Verlauf der Jahrhunderte zu großer Popularität brachte. Dank dieses Gesundheitsandbuches für den Hausgebrauch wird inzwischen sein Name von Medizinhistorikern in einem Atemzug mit dem griechischen Arzt Galen (131-210) und Paracelsus (1493-1541) genannt; tatsächlich war Vilanova ein bemerkenswerter Visionär, der sich nicht nur ausführlich mit den gesundheitsfördernden Aspekten des Weines beschäftigte - und so die heute vielzitierten Erkenntnisse zum sogenannten Französischen Paradox vorwegnahm -, sondern der auch ausführlich mit Most, Alkohol und Rebensaft experimentierte. Seine daraus entstandenen Bücher wurden im 15. Jahrhundert von Wilhelm von Hirnkofen sogar ins Deutsche übersetzt: "Von bewarung vnd beraitung der wein" erschien 1478, "Von bereitung vnd bruchung der wein zuo gesuntheit der menschen" 1485.

Diese beiden Bücher enthalten detaillierte Ratschläge zur Arbeit in den Weinbergen und zur Vinifikation, die selbst aus heutiger Sicht noch modern wirken: Vilanova erteilt fundierte Hilfestellungen zum Pressen, zum hygienischen Umgang mit Fässern und dem Abziehen auf die richtigen Gefäße. Fasziniert war er vor allem von den idealen klimatischen Bedingungen, die das Roussillon schon damals für den Weinbau prädestinierten: Viel Sonnenschein verbunden mit kräftigen Winden sorgen für ein gesundes, vollreifes Traubengut.

Vilanova hasste es daher, wenn Weinhändler saure oder bittere Weine produzierten; ja, er prangerte sogar die Tricks dieser Händler an, die ihren Kunden vor der Degustation Lakritz oder alten salzigen Käse zu essen gaben, um so den Wein im Gaumen süßer erscheinen zu lassen, als er in Wirklichkeit war.

Fortsetzung, Teil II ]

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