Bilderbuch-Herbst ließ Mostgewichte explodieren

Erntebericht zum Weinjahrgang an Mosel, Saar und Ruwer: Sehr gute Qualität, geringe Erntemenge

COCHEM. Der 2005er ist an Mosel, Saar und Ruwer ein Weinjahrgang der Überraschungen: Die Erntemenge fällt wesentlich geringer aus, als im Sommer erwartet, die Qualität ist dagegen weit höher. Und die Lese begann früher als prognostiziert.

 

Cochemer Schlossberg
Steillage "Piesporter Goldtröpfchen"

Abb. links: Mosel-Weinkönigin Anne Mertes (Mitte), Prinzessinnen Sonja Christ und Kristina Klaß (rechts) mit Weinbaupräsident Adolf Schmitt in der Terrassenlage Cochemer Schlossberg

 

Die Mostgewichte liegen beim Riesling durchschnittlich im hohen Spätlese- bzw. im Auslesebereich – mehr als 10 Grad über den Durchschnittswerten von 2004. Auch bei Müller-Thurgau, Elbling und den Burgundersorten liegen die Qualitäten sehr hoch, die Erträge aber niedriger als im langjährigen Mittel. Bei selektiver Lese werden viele Betriebe beim Riesling Spitzenqualitäten ernten, es wurden bereits Trockenbeerenauslesen eingebracht. Der Verbraucher darf sich also auf das ganze Spektrum hervorragender Mosel-Weine freuen: Vom sehr guten trockenen Qualitätswein bis hin zu edelsüßen Gewächsen.

 

In den Fässern und Tanks liegen rund zehn Prozent weniger Most als im Vorjahr. Die gesamte Erntemenge im Anbaugebiet wird von der Abteilung Weinbau des Dienstleistungszentrums Ländlicher Raum (DLR) Mosel auf 880.000 Hektoliter geschätzt - fast 100.000 Hektoliter weniger als 2004, als 974.000 Hektoliter Wein eingefahren wurden.

 

Angesichts des guten Behangs hatten viele Winzer im Sommer noch den Ertrag nach unten reguliert und in der "Grünen Lese" Trauben herausgeschnitten. Das Resultat: Sehr hohe Qualitäten und sehr niedrige Erträge. Nach dem relativ kühlen August explodierte die Reife regelrecht bei sonnig-warmem Wetter im September und Oktober, der Bilderbuchherbst brachte zudem einen Konzentrationsprozess in den Beeren und damit einen weiteren Rückgang der Erntemenge. Eine Redensart der Mosel-Winzer bewahrheitete sich wieder: "Wenn es wenig gibt, gibt es noch weniger."

 

Angesichts der am Fassweinmarkt derzeit gebotenen Preise von 65 Cent pro Liter Müller-Thurgau und 70 bis 75 Cent je Liter Rieslingmost ist die Abgabebereitschaft der Winzer nicht groß. Sie erwarten angesichts der hohen Qualitäten bei geringer Erntemenge deutlich bessere Preise für den 2005er.

Photos: © A. Schmitz