Schweiz - Tessin

Tessin - zweite Heimat einer Bordelaiser Rebsorte

Der Rückgang des Weinbaus ist auch im Tessin auf die beiden europäischen Plagen, die Reblaus und den Befall durch Mehltau, zurückzuführen. Als man gelernt hatte, mit reblausresistenten, amerikanischen Wurzelstöcken die Schädlinge zu überlisten, wurden 1907 erstmals 12 000 Stöcke der Edelsorte Merlot aus Frankreich eingeführt, unter den Winzern aufgeteilt und veredelt. Diese Neuanpflanzungen brachten ganz erstaunliche Resultate und noch erstaunlichere Weine. Der Merlot fand im Tessin optimale Wachstumsbedingungen und damit seine zweite Heimat.

Merlot

Die neue Sorte Merlot begann die anderen Trauben rasch zurückzudrängen und beherrscht heute weit mehr als die Hälfte des Tessiner Weinbaus. Die hochwertige Sorte Merlot ergibt samtige und weiche Weine mit viel Bukett und einer Fruchtigkeit, die an die schwarze Kirsche erinnert.

Im Bordeauxgebiet spielt diese Rebsorte eine ebenso wichtige Rolle wie der Cabernet, weil sie dem strengen und harten Cabernet bei der Assemblage die Frucht und Anmut hinzufügt.

Die guten Tessiner Merlots können mit dem staatlichen Qualitätssiegel Viti ausgezeichnet werden. Dieses Label wird nur Weinen zuerkannt, die ausschließlich aus der Merlot-Traube gekeltert werden und bei den strengen Analysen und Degustationen nur die besten Resultate erhalten. Neben den roten Merlots finden wir im Tessin auch Rot- und Weißweine aus der gleichen Rebsorte, die von Kennern sehr geschätzt werden.

Ticino D.O.C.

D.O.C. Ticino bezeichnet Weine aus einer einzigen Rebsorte.

 

Rosso - Rosato - Bianco del Ticino

Rosso, Rosato und Bianco del Ticino sind Bezeichungen für Weine aus mehreren Traubensorten.

Die Nostalgie des Nistrano

Zwei Überbleibsel aus alter Zeit konnten sich ins moderne Tessin hinüber retten. Fünf bis sieben Prozent aller Reben sind immer noch Direktträger (Hybriden), Kreuzungen zwischen europäischen und amerikanischen Reben, die auf ihre eigenen Wurzeln gepflanzt, und nicht, wie üblich, durch das Aufpfropfen anderer Reiser veredelt wurden.

Einziger Vorteil dieser Rebbestände ist ihre Unempfindlichkeit gegen Rebkrankheiten. Sie ergeben nur mittelmäßige Weine und werden daher für die Produktion von angesehenen Schweizer Weinbränden benutzt, sowie für die Erzeugung von Tafeltrauben oder zur Herstellung von Traubensaft.

Die anderen verbleibenden Rebsorten pressen die Kellermeister häufig zusammen, um einen einfachen Tafelwein, den Nostrano, zu erzeugen. Interessanterweise erfährt die Sorte Bondola, die dem Wein eine nette Frucht vermittelt, aktuell eine wiedererwachte Nachfrage. Wenige Weinkellereien bauen sie daher sortenrein aus.

 

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